Nachdem ich zuerst vorgestellt habe, was man im Vorfeld alles benötigt, wenn man Eier ausbrüten lassen möchte von der Henne, geht es im vierten Teil der Serie nun darum, was man als Hühnerhalter während der 21 Tage dauernden Brut zu tun hat.
Kurz: nicht viel.
Das einzige, was man jeden Tag machen muß, ist dafür zu sorgen, daß die Glucke für eine Viertel- bis maximal halbe Stunde die Eier verlässt. In der Zeit macht sie im Schnelldurchlauf das, was ein Huhn sonst den ganzen Tag über macht: fressen, trinken, Gefiederpflege, ein wenig im Boden scharren, sich mal in alle Richtungen ausgiebig strecken, das Futter vom Vortag ausscheiden. Dann begibt sie sich zurück auf die Eier und verfällt umgehend wieder in ihre tranceartige Bruthaltung.
Wenn sie zu Beginn nicht von selbst rauskommt nach ein paar Minuten, dann hilft man nach und hebt sie vorsichtig heraus. Dann sitzt sie meist erst noch ne Minute geistig völlig abwesend rum, bis sie dann „aufwacht“ und loslegt.
In den ersten Tagen sind die Glucken erfahrungsgemäß noch etwas neben der Spur, in der fremden Umgebung versuchen sie oft, zu den anderen Hühnern zurück zu gelangen, falls diese in Sichtweite sind. Dies ist zu verhindern, da der Rest der Herde sie eh nicht zu sich lässt und sie sogar angreift (nach dem Motto: was willst Du hier, kümmer Dich gefälligst um Deine Brut). Ich habe deswegen den Bereich um den Gluckenstall immer ein wenig eingezäunt, dann kann sich die Glucke ganz ihren Verrichtungen widmen und hinterher schnell wieder auf die Eier sitzen, bevor diese zu sehr auskühlen.
Im Idealfall sollte dieser „Freigang“ jeden Tag um die selbe Zeit stattfinden, damit sich auch ihr Körper darauf einstellt. Normalerweise kotet eine Glucke zwar nicht auf die Eier, aber man muß es ihr auch nicht unnötig schwer machen. (sollte dies übrigens einmal doch geschehen, muß man umgehend die Eier mit lauwarmen Wasser (35 – 37°) säubern und unabgetrocknet rasch wieder zurücklegen.
Das heißt nicht, daß man sie jeden Tag auf die Minute zur selben Minute rauslassen muß. Aber ein grober gleichbleibender Rhythmus in den drei Wochen sollte eingehalten werden. Was zu vermeiden ist, sie am einen Tag am Vormittag rauszulassen und am nächsten dann erst am Abend.
Sonst gibt es für den Hühnerhalter nicht viel zu tun. Wer wissen möchte, welche Eier auch befruchtet sind, kann sie nach ein paar Tagen durchleuchten (das sog. Schieren), um nicht befruchtete Eier zu entfernen. Ich persönlich mache das aber nicht, sondern lasse der Natur ihren Lauf. Wenn nach dem Schlüpfen noch unbefruchtete Eier im Nest sind, merkt man, daß der Schlupfvorgang beendet ist, sobald die Glucke dann die Eier verlässt. Solange sie noch sitzt, sind auch noch (lebende) Küken in den Schalen.
Das Schieren wird deswegen oft empfohlen, um die vermeiden, daß unbefruchtete Eier anfangen zu faulen, aufplatzen und sich dann als stinkende Brühe über das Brutnest ergießen. In sehr warmen Wetterphasen mag das möglich sein, aber faulende Eier stinken dermaßen, daß man diese problemlos vor der Explosion entfernen kann. Die riecht man sofort.
Während dieser 21 Tage wendet die Glucke die Eier immer wieder um 180°. Das muß deswegen erfolgen, damit der im Dotter liegende Keim immer wieder mit neuen Nährstoffen versorgt wird. Er ist leichter als der Rest im Inneren, durch das permanente Wenden steigt er immer wieder von unten nach oben auf. Und für die Glucke bringt es etwas Erleichterung, weil sie dann immer wieder etwas Abkühlung bekommt, wenn der wärmere Teil der Eier dann wieder auf der Unterseite ist.
Und was die Glucke zu tun hat, weiß sie einfach so, ohne jemals schlaue Bücher gelesen oder gelehrte Vorträge darüber gehört zu haben 😉
Wie es nach den 21 Tagen aussieht, ob überhaupt etwas schlüpft, das gibt es dann im Teil 5 der kleinen Hühner-Serie.